Als der Vatikan KEFA seine Türen öffnete: was wirklich passierte


Die Geschichte zweier improvisierter Helden und einer beinahe unmöglichen Aufgabe

Für Carmelo Caruso und Gianluigi Di Lorenzo, die Gründer von KEFA, standen die Türen des Vatikans schon immer dort, wenige Schritte vom ihrem Büro im Verkehrsministerium. Aber wenn sie dachten, es wäre genug gewesen, diese paar Schritte zu gehen, die sie von ihnen trennten, um sie zu öffnen, irrten sie sich.

Wie man sich mit einem derart komplexen bürokratischen Apparat wie der Vatikan auseinander setzt, ohne von ihm überwältigt zu werden, erzählen wir hier.

Eine Geschichte, die man gehört haben muss

Die Geschichte, die wir heute erzählen, ist kein Thriller à la Dan Brown, in dem wir einen waghalsigen Streifzug durch die Heilige Stadt unternehmen und die schmutzigsten Geheimnisse des Vatikans entlarven.

Auf ihre Art ist diese Geschichte aber ebenso reich an Überraschungen und spielt ebenfalls in Rom. Sie erzählt von Hindernissen, die es zu überwinden gilt, von mutigen Aktionen und Taten des Glaubens, sie zeigt die strengste aber auch die barmherzigste Seite des Heiligen Stuhls und führt Sie bis in das Herz des Vatikans, vor Seiner Heiligkeit Papst Franziskus in Person, um ihm das anzubieten, was Ihnen am Wertvollsten ist.

Moderne Helden mit großen Träumen

Die unwahrscheinlichen Helden dieser Geschichte, in deren Rolle Sie schlüpfen können, sind zwei italienische Staatsfunktionäre, Carmelo Caruso und Gianluigi Di Lorenzo, die sich eines Tages beim Versuch, ihren Traum zu verwirklichen, vor einer scheinbar unübersteigbaren Mauer fanden: die des Vatikanstaates.

Ihr Ziel war es, die exklusive Konzession zur Nutzung von zwei offiziellen Symbolen des Christentums zu erhalten: dem Emblem des Vatikanstaates und dem Wappen von Papst Franziskus. Eine Lizenz, die nur das vatikanische Staatssekretariat mit der Genehmigung des Papstes selbst ausstellen darf.

Was war ihr Traum? Die Herstellung von Petrus, einer einzigartigen Uhr. Einer Serie von nummerierten Exemplaren, einer limitierten Auflage von Armbanduhren, die durch den amtierenden Papst inspiriert sind und auf deren Zifferblatt und Boden sein Wappen und das Emblem des Vatikans eingeprägt sind. Einer Armbanduhr und eines Symbols zugleich, die sich von den anderen Luxusuhren durch die Werte unterscheidet, die die Embleme darstellen, die auf ihr eingeprägt sind.

Der Wert eines Helden misst man an seinen Werten

Der Traum unserer zwei Helden war ohne Zweifel ein ehrgeiziger, aber kein unerreichbarer. Denn in jeder Geschichte haben Helden ein Ass im Ärmel, etwas, das die Lage zu ihren Gunsten drehen kann, eine innere Fähigkeit, die sie würdig macht, den begehrten Preis zu erhalten. Carmelo und Gianluigi hatten auf ihrer Seite einen unerschütterlichen Glauben an das Projekt und, ja, auch einige Kontakte, um sich vielleicht durchsetzen zu können.

Carmelo war damals nämlich für die Stiftung Wissenschaft und Glaube STOQ als ehrenamtlicher Wirtschaftsprüfer tätig, die zum Vatikan gehört, und hatte täglichen Kontakt zum Präsidenten der Stiftung. Gianluigi hingegen war schon immer von der Heraldik begeistert und hatte mehrere Jahre lang, ebenfalls unentgeltlich, die Wappen von gewählten Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen aus allen Ecken der Welt entworfen und gezeichnet. Unsere zwei Helden trugen also durch zwei verschiedene Tätigkeiten zur Kirche bei, waren jedoch von einem gemeinsamen Wunsch vereint: durch ihre Taten und ihr Engagement, ihren christlichen Glauben zum Ausdruck zu bringen.

Ihre Nähe zum Vatikan hätte ihnen einen Draht zum Heiligen Stuhl verschaffen sollen – zumindest theoretisch. In der Tat sah es aber anders aus: um ihren Traum verwirklichen zu können, mussten sie einen langen und mühsamen Weg gehen.

Die Begegnung mit dem Riesen: das Vatikanische Staatssekretariat sagte „nein“

Der Präsident der Stiftung leitete ihren Antrag, zusammen mit einer Vorstellung des Projekts und einigen Skizze der Uhr, an die zuständige Stelle weiter: das Vatikanische Staatssekretariat. Von einem so komplexen Bürokratieapparat wie der des Vatikans konnten unsere zwei Helden keine baldige Antwort erhoffen. Die Wartezeiten verlängerten sich enorm, so dass sie lange Zeit mit nur noch ihrer Hoffnung und ihrem Glauben an das Projekt allein gelassen wurden. Nach einigen Monaten, im Winter 2018, war es soweit: der Vatikan verweigerte ihnen die Genehmigung.

Die Entscheidung des Heiligen Stuhls, ihr Projekt nicht unterstützen zu wollen, ließ Carmelo und Gianluigi enttäuscht. Schließlich verkörperte ihre Initiative auch die Solidarität, die sie und ihr Leben bisher immer gekennzeichnet hatte. Der Stiftung hatten sie vorgeschlagen, ihr Projekt zu finanzieren und sich damit an ihm zu beteiligen. Der Gewinn aus dem Verkauf der Uhren hätten die Gründer dann für wohltätige Zwecke bestimmt. Als gemeinnützige Organisation hätte sich die Stiftung allerdings niemals an einer Kapitalgesellschaft beteiligen dürfen, weshalb der Vatikan den Vorschlag nicht annehmen konnte.

Das Motto: nie aufhören, an seinen Traum zu glauben

Von dieser ersten Ablehnung ließen sich unsere zwei Helden aber nicht verunsichern: sie glaubten an das Projekt, an ihre Uhr und an ihren Traum. Im November 2019 versuchten sie es noch einmal. Sie stellten einen neuen Antrag, diesmal aber lag auch ein Versuchsexemplar von der Uhr Petrus vor. Der Wunsch, der Stiftung beizutragen, bestand ihrerseits immer noch. Beim zweiten Versuch schlugen sie also vor, einen Teil der Gewinne aus dem Verkauf der Uhr an die Stiftung zu spenden.

Der bürokratische Apparat des Vatikans setzte sich wieder in Gang. Nun hatte nur Papst Franziskus das letzte Wort, der einzige, der das Projekt endgültig befürworten oder ablehnen durfte. Einmal vom Papst genehmigt, wäre der Umsetzung des Projekts nichts mehr im Wege gestanden. Die restlichen Schritte bis zu seiner offiziellen Genehmigung wären eine reine Formalität gewesen.  Der Papst befürwortete das Projekt. Von ihm ging der Antrag zurück an das Staatssekretariat, das per offiziellen Brief die Stiftung ermächtigte, den Lizenzvertrag für die kommerzielle Nutzung der Embleme zu unterzeichnen.

Ein neues Leben begann: die Uhr fing an, zu ticken

Am 22. Januar 2020 kam der positive Bescheid der Stiftung. Das Projekt konnte den Heiligen Stuhl und den Papst überzeugen, die in der Initiative von Carmelo und Gianluigi den Wunsch erkannt hatten, die gewerbliche Tätigkeit mit dem christlichen Wert der Solidarität zu vereinbaren.

Für unsere zwei Helden war das der Beginn eines neuen Lebens. Ab diesem Moment hatten sie nicht nur einen Traum, dem es zu folgen galt, sondern sie durften ihr gewerbliches Projekt endlich umsetzen. Das ein Jahr zuvor gegründete Start-up KEFA begann mit der Herstellung der ersten Exemplare von Petrus, die im Oktober fertig waren.

Vor Seiner Heiligkeit: das musste unser Held bedauern

Unsere Geschichte ist damit zu Ende. Doch wir können hier nicht versäumen darüber zu sprechen, wie stolz die beiden Gründer von KEFA waren, als sie zur Übergabe des allerersten Exemplars von Petrus zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus gerufen wurden.

Davon, dass sie dieses Ziel erreicht hätten, hätten sie sich ein Jahr zuvor nicht gewagt zu träumen. Leider konnte aber nur einer der zwei Gründer zur Audienz. Gianluigi steckte sich mit dem Virus an, das nun seit über einem Jahr die ganze Welt plagt. Wie ein moderner Ikarus, der der Sonne zu nahe kam, musste unser Held die versäumte Begegnung mit dem Papst bedauern. Gerade an einem der aufregendsten Tage seines Lebens verhinderte ihm seine Ansteckung mit dem Coronavirus den Besuch.

Aber ein wahrer Held sehnt sich nicht nach Ruhm. Die Geschichte von KEFA zeigt, dass es nicht das Ziel ist, was wirklich wichtig ist, sondern der Weg, der zu diesem Ziel führt, und was der Held auf dem Weg lernt.

Deshalb sind Carmelo und Gianluigi, unsere modernen, improvisierten Helden, entschieden, ihre Reise fortzuführen. Sie sind sich bewusst, dass sie die scheinbar unübersteigbare Mauer am Ende doch passiert haben und das Schwierigste hinter sich gebracht haben. Sie wissen, dass es ab diesem Moment nur bergauf gehen wird und dass sie dank ihres unerschütterlichen Glauben an ihr Projekt noch anspruchsvollere Ziele erreichen können.